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DE ☆ FRENCS

Der Weihnachtsbrief

Liebe Freunde,

Ein weiteres Jahr sind wir den Strom der Zeit entlang­getrieben. Nun, hier am Wehr der Jahres­wende, würde ich zurück­blickend schon sagen, dass ich ziem­lich aktiv ge­schwommen bin. Es war nicht so anstrengend wie so manches andere Jahr. Es gab keine lebensverändernden Groß­ereignisse. Dennoch war es ein schönes Jahr, in dem ich viele grandiose Dinge gesehen, getan und gefühlt habe.

An der Uni haben sich die Dinge weiter verändert. Mehr als die Hälfte der Studie­renden sitzt mit Tablet im Unterricht. Arbeitsblätter gibt es darum nicht mehr in A4, sondern 1920×1080. Noch bevor Corinna uns dazu zwang, hatte ich 2019 Lehrvideos für meine Phonetik-Vorlesung aufge­nommen. Inzwischen erkläre ich einige Konzepte anders und sehe nunmehr bebrillt auch anders aus. Deshalb habe ich 64 Videos komplett neu aufge­nommen. Jetzt muss mein Phonetik-Lehrbuch bei Cambridge University Press noch durchs Lektorat und im Juni 2025 ist dieses dann käuflich erhältlich – das ideale Geschenk für alle Anlässe. ISBN: 978–1–009–18661–2.

Was zurzeit in der Weltpolitik passiert, möchte man kaum begreifen. Bevor die Staaten vielleicht zu Gilead werden, ergriffen Olaf und ich die Chance und schauten uns Chicago und Philadelphia an. 1871 brannte Chicago nahezu komplett ab. New Yorker Architekten fiel es im Traum nicht ein, Aufträge in dieser Provinz anzu­nehmen. So erhielten aufstrebende Architekten eine Chance und die Stadt wunder­schöne Wolken­kratzer in Art Déco. In Erinnerung blieb uns in beiden Städten ein Ausflug in die Vororte. Von Chicago fuhren wir nach Skokie zu einer Titanic-Ausstellung. Die kon­kreten Funk­sprüche zu lesen, ging mir kälter den Rücken runter als das -2 °C kalte Atlantikwasser. In Philadelphia irrten wir in Otherworld wie zwei sich freuende Kleinkinder durch ein Labyrinth skurriler Räume mit Leuchtstäben und Plüschhasen. Ebenso skurril empfanden wir mitunter die amerikanische Alltags­wirklichkeit, wo ein junger Latino mit Fußfessel am Bein spät­abends im Eckladen einkauft, seine Frau mit Kleinkind auf dem Arm hinter sich.

Zwei ganze Wochen in Prag waren das Highlight meines Jahres. Wenn ich schon so gut Tschechisch spreche, machen wir das jetzt richtig: Ich buchte einen Sommerkurs an der Karls-Universität. Vormittags die Schulbank zu drücken war lustig und die erhaltene Urkunde sieht schicker aus als die zur Promotion. Nachmittags die Be­spaßung „Tschechisch kochen: Eier auf fünf Arten“ war so mittel. Schöner war da schon, schwimmen zu gehen, in der Abend­sonne Freunde auf „ein“ Bier am Moldauufer zu treffen und einmal sogar mit Tiramisu unter dem Arm zu einem Musikabend auf einer Datsche an einem See eingeladen zu sein. Insofern war der Eierkurs doch noch nützlich: So konnte ich das Rezept erklären. Am Wochen­ende ging es zu Freunden eines Freundes nach Ostrava. Nach Grillen, Schnaps und Bier, kannte ich in den frühen Morgen­stunden die Texte der Lieder nicht. Eine deutsch-tschechische Schnitt­menge, die der Sohn auf der Gitarre begleiten konnte, fand sich schließlich doch und man applaudierte meiner Darbietung von „Biene Maja“.

3D führte mich nach Toulouse und zu einer Ausstellung des StéréoClub Français. Ich unter­hielt mich gut mit einer älteren Dame. Ihr kennt die dicken, geriffelten 3D-Lentikular-Post­karten? Ihr Vater war deren Erfinder. Ihre Enkel kannten augenscheinlich Omas Exponate bereits, aber bei der Frage, ob Sie Fotos aus der Harry-Potter-World sehen wollen, blitzen die Augen auf und der Große schaute regungs­los sieben Minuten in meinen Betrachter, während der Kleine ungeduldig an ihm hoch­sprang. Ich besuchte außerdem die Halle de la Machine, wo Maschinen aus Schaum Schnee und mit Feuer Musik machen und ein haus­hoher Minotauros herumstapft. Kind bleibt man doch ein Leben lang! Mein Paten­sohn wurde übrigens 18 Jahre. Ich schenkte ihm einen Flug in einem Wind­kanal, erzählte ihm auch, dass ich das Mörder­geschenk hätte, legte den Gutschein aber auf den Boden der Geschenkeschachtel und amü­sierte mich köstlich, wie der junge Mann mir überaus diplomatisch beizu­bringen versuchte, dass die Badehose, die darauf lag und ihm offensichtlich nicht gefiel, nicht das Geschenk war, für das ich es wohl zu halten schien.

Meinen Geburtstag verbrachte ich in Regens­burg. Selbst schuld, wenn man den 3D-Kongress der DGS genau auf dieses Wochen­ende legt. Schön, dass die ganze Familie mitkam und wir in einer Maisonette-Wohnung mit Terrasse gemeinsam Zeit verbrachten. Der kommende 3D-Kongress wird übrigens von mir organisiert und findet am ersten Mai­wochen­ende in Leipzig statt. Lesen dieser Zeilen ver­pflichtet zur Teilnahme. Auf einem Phonetik-Kongress in Lettland traf ich einen Bekannten-jetzt-Freund aus England wieder. Tallinn ist wunderschön: nordisch-slawisch mit Ostsee. Wir aßen Tscheburek in der schick überdachten Markthalle am Balti Jaam und durch­tanzten die Nacht. Auf der Suche nach einer Schwulen­szene am letzten Abend im beschaulichen Tartu kreierten wir mit Weißbier und Vana-Tallinn-Likör einen neuen Cocktail. Ich bin allerdings nicht mutig genug, nüchtern zu probieren, ob er gut ist.

Vor allem kann ich sagen, dass mir mein Alltag gefällt. Es entspannt mich, dreimal die Woche abends meine Hände zu benutzen, ein neues Rezept von HelloFresh auszu­probieren und gut zu essen. Zeit mit meinem Mann verbringen, meine Mutter besuchen, mit meinem Paten­sohn telefonieren, mit Studierenden im Seminar scherzen sind alles Dinge, die ich genieße, für die ich dankbar bin und die mein Leben bereichern. Und natürlich darfst Du nicht fehlen! Ich freue mich schon darauf, wenn wir uns nächstes Jahr wiedersehen.

Frank Lorenz

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