Wahnsinn. Es ist Advent, die Hektik und der Stress der letzten Monate fallen langsam von mir ab und das Jahr hat nur noch wenige kerzenerleuchtete Wochen. Ein Jahr, das ich in Innsbruck eingeläutet habe, wo pünktlich zu Mitternacht der Schnee meterhoch fiel und wo Olaf und ich so schöne Worte wie Trafikant, Patschen und 'von der Wurzel schäumen' lernten. Blicke ich zurück, war dieses Silvester im Schnee der Startschuss für viele Veränderungen. Diese möchte ich wie jedes Jahr mit Euch allen teilen und die Frage nach dem Sinn des Lebens beantworten.
Dass ich damals in Kitzbühel mein erstes Training für ExpertExecutive geleitet haben soll, scheint mir heute geradezu unvorstellbar und grotesk. Nicht nur habe ich inzwischen verschiedene andere Trainings durchgeführt, sondern betreue auch zwei Vorstände namhafter Firmen, was sich zu einer regelmäßigen Sache zu entwickeln scheint. Zwar bin ich noch jedesmal tierisch aufgeregt, aber dennoch fühlt es sich an, als ob ich das schon immer mache und es macht mir irrsinnigen Spaß. Nächstes Jahr wollen mein Chef Stefan Wachtel und ich ein Buch schreiben.
Ja, ich schätze, ich bin ein richtiger Geschäftsmann geworden, mit eMails auf dem PDA und mehr Hemden als T-Shirts. Ich bin Kommunikationstrainer und das Geschäft läuft. Und deswegen sage ich mit schwerem Herzen: keine Kurse an Unis mehr. Linguistik und die Arbeit mit Studenten machen mir noch immer Spaß, aber ich habe es satt, wie ein Kellner bezahlt zu werden, Fahrtkosten nicht erstattet zu kriegen oder kürzer angestellt zu werden, als das Ausfüllen der Anträge dafür dauert. Wertschätzung meiner Arbeit sieht anders aus. Und als Geschäftsmann sage ich: es lohnt sich nicht oder umgekehrt: ich bin mir mehr wert.
So hochher es im Beruf bei mir noch geht, so gesetzt bin ich im Privaten geworden. Das Leben mit Olaf ist jeden Tag schön und genauso gelassen wie der Umzug ein Haus weiter war. Dass jede Wohnung, die ich beziehe, besser als die davor ist, kann ich kaum fassen. Die größte Errungenschaft hier ist sicher unser Espresso-Vollautomat. Jedes Wochenende ist der reinste Koffeinrausch. Gut, ein langer Urlaub musste ausfallen deswegen, aber immerhin waren wir mitten im Terminal-5-Chaos in London, wo wir Wicked und Avenue Q gesehen haben, und ein langes Wochenende in Dresden, wo wir einen nackten Mann in einem Springbrunnen gesehen haben. Ich liebe Junggesellenabschiede.
Ich kann also nur sagen: mir gefällt mein Leben und für mich habe ich den Sinn des Lebens gefunden: er besteht darin, von einem Seminarteilnehmer mit Dank in den Augen zu hören, dass man ihm geholfen hat, mit dem selben Dank eine hohe Summe zum Ausgeben für schöne Dinge zu bekommen, auf unserer breiten Couch im Schlafanzug mit Olaf zu kuscheln, mit Dir einen Martini trinken zu gehen und über alles und nichts zu quatschen oder von meinem zweijährigen Patenkind darüber informiert zu werden, dass meine Kaffeemaschine gerülpst hat.
Darum wünsche ich mir von Dir, dass wir uns im kommenden Jahr des Öfteren sehen und wünsche Dir von mir eine schöne Advents- und Weihnachtszeit. Und vergiss nicht, dass Leipzig von überall schnell zu erreichen und unser Sofa irre komfortabel ist.

