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Weihnachtsbrief | Français ❅ English |
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Liebe Freunde,
❅ Klassisch würde ich bei Silvester beginnen. Wir waren in Bratislava. Es war wahnsinnig kalt. Die Stadt ist eine hübsche, kleine Hauptstadt und es war überraschend, wie viele, auch junge Menschen sehr gut, freiwillig und mühelos Deutsch sprechen. Aber dieses Jahr muss ich am ersten Juli anfangen. Dem Tag, an dem Olaf und ich den Plan, eine wilde Ehe zu führen, aufgaben, um eine ganz reguläre einzugehen. ❅ Der Tag unserer Hochzeit war für mich einer der schönsten meines Lebens. Wahrscheinlich, weil wir es weder erwarteten, noch darauf aus waren. Von der Vorbereitung, wo wir immer mindestens ein Jahr zu spät zu kommen schienen, spüre ich zwar noch immer den Muskelkater vom vielen Augenbrauenhochziehen. Dafür hätte der große Tag selbst nicht besser sein können. Flink buk ich morgens um sechs die Zitronenbaiser-Torte fertig. Die Rede der Standesbeamtin war nicht nur eine Rechtsbehelfsbelehrung, sondern tatsächlich berührend. Die Feier ein schönes Sommerfest mit Freunden aus allen Lebenslagen. Orange blinkten die Aperol-Spritz-Gläser von der Veranda. Stolz informierte mich mein Patenkind, dass er schon fünf Stück der Hochzeitstorte verputzt hätte, ohne brechen zu müssen. Kurzum, der perfekte Tag für Klein und Groß. ❅ Zwei möglicherweise lebensverändernde Kongresse besuchte ich in diesem Jahr. Beim Phonologie-Kongress in Aarhus, wo der Campus wunderbar
grün, der Weg dorthin unterschätzt steil, die Verpflegung aber gesund und gut und guter Kaffee abwesend war, stellte eine
wahnsinnig nette belgische Kollegin nicht nur fest, dass die Fähigkeit zum korrekten Nachahmen von Lauten keine Rückschlüsse auf
den Grad eines fremdsprachigen Akzents zulässt, sondern auch ich, dass ich ebenfalls so geile Sachen erforschen und damit jetzt
durchstarten will. ❅ Dass eine Dame aus İstanbul auf der Weiterreise nach New York am Frankfurter Flughafen die Sicherheitskontrolle vorzeitig verlässt und deshalb ein Terminal mit 10.000 Passagieren evakuiert werden muss, brauchte nicht an dem Tag passieren, an dem Olaf und ich nach Kanada fliegen. Von der halbstündigen Verspätung beim Abflug waren nach achtstündigem Flug noch 30 Minuten übrig und als ich dann die Schlangen bei der Einwanderung sah, war ich mir sicher, dem Universum war es lieber, wenn wir nicht mit dem nächsten Flieger, sondern per Bus dreieinhalb Stunden von Montréal nach Québec weiterreisen. Der Empfang durch Olafs Tante, Cousinen und deren Töchter und Söhne war rührend. In der Familienpackung entdeckten wir Tante Irmgards Haus in der „Wisteria Lane“, Softeis von Chocolat favoris mit Ahorngeschmack und Schokoladenüberzug, dem Olaf sogleich verfiel und die filmkulissengeeignete Kleinstadt Burlington in Vermont. ❅ Und die anderen, die mir nah am Herzen liegen? Hannes schaffte es mit den Jungs ganze fünf Minuten vor Vorstellungsbeginn
zum Bergtheater in Thale. Ich hatte zwanzig Minuten eher gehofft und zwanzig Minuten später gedacht – also genau in der Mitte. Konstantin
blieb noch eine Woche und dank der Vermittlung neuer Raumbildfreunde aus Berlin, konnten wir an der Uni Leipzig einem Glasbläser zuschauen.
Bei einem zehnjährigen Jungen kann man Gefühle nicht mehr direkt feststellen, aber wieder zuhause hat er vor seinen Brüdern wohl sehr geschwärmt. ❅ Für die verbleibenden Wochen wünsche ich Euch allumfassende Gemütlichkeit. Für das neue Jahr die Achtsamkeit, gute Dinge in Eurem Leben zu pflegen, die Beherztheit, neue gute Dinge zu schaffen und eine zufriedene Gelassenheit mit den weniger guten Dingen. Olaf und ich feiern das neue Jahr in Stockholm. Ich nehme Euch im Herzen mit und werde gedanklich mit Euch anstoßen. In Liebe, Frank | ||
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