Weihnachtsbrief

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3D mit blauen ColorCode-Brillen

Liebe Ihr alle,

Das Jahr hat nochmal ganz schön aufgedreht zum Ende. Ich musste beinahe zur Seite springen, damit ich nicht vom Leben überrollt werde. Der Anfang war auch schon stürmisch, als ich nach einem unsäglich langweiligen Silvester zuhause vor dem Fernseher beschloss, das neue Jahr dürfe so nicht beginnen und darum bis morgens um sechs die Nacht wegtanzte und mir von einer Dragqueen Schnäpse ausgeben ließ.

Ereignislos war das vergangene Jahr allein an Reisen nicht. Bereits im Frühling haben wir auf Besuch bei Clau im kurortfühligen Meran wunderbar die Seele baumeln lassen. Zum 3D-Kongress in Egmond aan Zee habe ich nicht nur viele nette Stereoskopiker kennengelernt, sondern auch feststellen dürfen, dass die Niederländer eigentlich gänzlich ungeeignete Dinge wie Ragout bis zur Perfektion frittieren. Dafür sind die Pariser Meister der Dekoration, wie sich bei unserem kürzlichen Adventsausflug herausstellte, wenn auch die Grenze zum Kitsch etwas weiter links liegt. Und ich habe feuchtfröhlich in Mühlhausen gezeltet, was für sich steht und keines Nebensatzes bedarf.

Aber natürlich tat man auch wieder ein paar sehr erwachsene Dinge. In meinem Berufsverband der Sprechwissenschaftler bin ich zum Vorstandsvorsitzenden aufgestiegen, im Fernsehen habe ich zweimal kurz als Experte ungeheuer triviale Dinge gesagt und mit meiner gänzlich zufriedenen Stelle am Erfurter Seminar für Sprachwissenschaft bin ich zum Vollblut-Linguisten aufgeblüht, was ich daran merke, dass ich an nichts anderes mehr denke und meine Studis meinen Gedanken nicht mehr folgen. Der größte Erfolg war aber zweifelsohne der Zoobesuch mit der kompletten Patenbrigade, bei dem trotz der negativen Differenz von Anzahl Armen zu Anzahl Kindern keine nennenswerten Sach- oder Personenschäden entstanden.

Was haben wir also gelernt? Dass man in seiner Arbeit noch mehr aufgehen und Freude finden kann, aber dass es auch so viel mehr gibt. Dass man viele Freunde immer weniger sieht, andere umso konstanter und wichtiger werden. Dass du den Jungen aus der Party, aber nicht die Party aus dem Jungen nehmen kannst. Dass wir glücklich sein dürfen und wenn wir es nicht sind, das gefälligst sein lassen sollten.

Damit wünsche ich Euch eine schöne und nachbedachte Zeit in den letzten Tagen des Jahrs. Wenn Du (wieder) neu in meinem Leben bist, sage ich Danke für die Teilnahme. Langjährige Abonnenten erhalten im kommenden Jahr einen Martini gratis. Und wenn Du dieses Jahr wenig Zeit für mich hattest, kennst Du schon einen ersten Wunsch fürs Neue Jahr.

 

Dein Frank
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