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Weihnachtsbrief

Die Nebelfrau verspinnt die Welt. Das Licht des Jahres tiefer brennt.
___ Der Jäger streift durch Wald und Feld. Nun, Häslein, mach Dein Testament. ___

Ein neues Jahr entsteigt der Nacht — und das in wenigen Wochen. Noch ist das Wetter eher wie März, aber trotzdem kann man die Weihnachtszeit schon spüren. Und so genieße ich die letzten Wochen in der Kuschligkeit meines Freundeskreises und freue mich darauf, wenn ich über die Feiertage meinen Kopf ausschalten darf. Begonnen hatte das Jahr mit dem Querkopf Louis de Funès und Olaf auf unserer Couch. Werden sollte es das Jahr der großen Feste und weiten Reisen.

Die weiteste Reise war zweifelsohne mein Aussprachekurs für Deutschlehrer der Wolga-Region in Samara (Kuibyschew). Hin- und hergerissen zwischen Argwohn und Neugier, war es für mich als Ex-DDRler höchst interessant, einmal russischen Boden zu betreten. Haften geblieben ist bei mir vor allem die Armut, in der die Menschen leben, und die Gefährlichkeit des Pflasters, die daraus resultiert. Wesentlich mondäner war da die Côte d’Azur: in Monte Carlo 20 Euro verspielt, in Grasse für den gleichen Betrag Parfum gekauft und in Saint-Tropez – nichts, denn da kostet nichts so wenig. Weitaus erschwinglicher war da die Woche mit Olaf in Budapest. Hier machten wir eine Führung durchs zweizimmergroße Telefonmuseum, wo eine alte Dame mit grauem Zopf uns gewichtige Dinge auf Ungarisch erklärte. Wir nickten mit großen Augen, aber wahrscheinlich nicht sehr überzeugend, denn sie wechselte dann ins Englische. In fließendem Deutsch wiederum sprachen uns abends zwei blonde Mädels vom Balaton an, die uns animieren wollten, ihnen teure Getränke in einer Bar zu kaufen. Wir wussten nicht so recht, wieso und haben es gelassen. Aber schließlich: die Kellner in Budapest sind wirklich adrett, nur leider unfähig sich eine Bestellung komplett richtig zu merken. Aber was ist jetzt wichtiger?!

Viel gereist bin ich auch geschäftlich wieder: Frankfurt, Hamburg oder Erfurt stehen schon mit auf meiner Visitenkarte. Leider geht es dank Krise nicht so schnell voran, wie ich es mir wünschen würde. Aber beklagen brauch ich mich nicht. Immerhin konnte ich die namhafte HHL oder auch die HTWK meiner Liste von Klienten hinzufügen. Und an der Erfurter Uni flammt ebenfalls meine Liebe zur Linguistik weiter.

Große Feiern gab es gleich zwei. Mein Cousin Andreas hat geheiratet und auch mein Bruder hat seinem Freund das Ja-Wort gegeben. Die eine Feier am schönen Karl-Heine-Kanal mit Bootsfahrt darauf, die andere auf Burg und im Klubhaus mit Ostalgie-Charm. Eine Feier mit verdammt wenig Kuchen, die andere mit nach-jedem-Glas-doch-nicht-mehr-ganz-so-fürchterlich-süßem Rotwein. So hat man Dinge, an die man sich gern erinnert. Dazu gehört auch unbedingt der Junggesellenabschied von Andreas mit Paint-Balling (es tut weh!) und Minischnaps-auf-Brausepulver-Kneipenbummel. Ach, was sind die Heten für eine lustige Spezies!

Zum Schluss noch etwas für die Augen. Mein neues Hobby, was mich vom Wahnsinn wegen zu viel Selbstständigkeit abhalten soll, ist 3D. Im Kino ist das Erlebnis gigantisch. Aber auch am eigenen Rechner lässt sich mit Fotos einiges zaubern. In meinem neuen Album findet Ihr einige Urlaubsfotos, die ich umgewandelt habe. In diesem Sinne, es ist Advent: lasst den Alltag mal draußen, genießt die Welt in 3D – hier am Monitor und draußen im Leben. Und verbringt ein paar schöne Feiertage!

Frohes Fest! — Frank. mail@frank-lorenz.com | 0341-2469993