Français | English

Weihnachtsbrief

Liebe Freunde,

Daß Ihr dieses Jahr einen Brief zu Weihnachten von mir erhaltet, grenzt nahezu an ein Wunder und ist wohl nur meinem unverbesserlichen Glauben zu verdanken, irgendwie schon alles schaffen zu können. Tatsächlich bin ich zur Zeit völlig mit Arbeit überladen, was sich auch statistisch leicht belegen läßt: so unterrichte ich derzeit in 26 Semesterwochenstunden fünf verschiedene Kurse, die alle neu für mich sind. Insgesamt habe ich 234 Teilnehmer in 10 Seminaren, Einführungen bzw. Vorlesungen plus einige mehr oder minder anwesende Schüler bei einem Bildungsträger.

Damit endet das Jahr für mich genauso stressig wie es angefangen hat. Gut, ganz am Anfang stand ein glamouröses Silversterfest mit teilweise hysterischen Ausbrüchen, bei dem ich mir im Rausch die Hand mit Zwiebelsuppe verbrannte und am nächsten Morgen nur mit größter Körperbeherrschung ein englisches Frühstück für meine Gäste braten konnte. Ansonsten sollte meine Anstellung zwei Monate später jedoch auslaufen, die Doktorarbeit war noch schwer in Arbeit und schien von Minute zu Minute weniger Sinn zu machen und überhaupt lag einiges im Argen.

Aber dennoch habe ich mich im März nach neun Jahren von Jena und Thüringen verabschiedet und mir mit meinem Umzug nach Leipzig einen kleinen Traum erfüllt. An die Renovierungsarbeiten in meiner Wohnung denke ich noch mit Schrecken bzw. meine fleißigen Helfer schmunzeln sicher noch immer, wie blöd sich ein einzelner Mensch, nämlich ich, bei handwerklichen Dingen anstellen kann. Mir wiederum ist kaum begreiflich, wie wir drei Zimmer, Küche, Bad in zwei Tagen und alle Türen an einem Tag malern konnten.

Frühling und Sommer waren mit einigen Zoobesuchen und dem kosmopolitischen Getummel der WM sehr angenehm, auch wenn der Beginn meiner Geschäftigkeit eher schleppend voran ging. Sicher ist hier auch noch nicht alles im Kasten, aber ich kann guten Gewissens sagen, daß ich mit meinem Leben soweit vorerst dort angekommen bin, wo ich hin will, auch wenn es wieder erst ein Anfang ist.

Ein weiterer wichtiger Anfang hier in Leipzig ist mein Freund Olaf, auch wenn es sich gar nicht wie ein Anfang anfühlt, sondern wie etwas, das immer so gewesen ist und auch gar nicht anders sein kann. Ich für meinen Teil weiß, daß ich glücklich bin und das ist doch ein großes Wort.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen eine besinnliche Weihnachtszeit und bedanke mich auch nochmals bei dir insbesondere, daß du in diesem Jahr an meiner Seite warst.

Auf ein gutes Neues!

Frank ... fr@nkieboy.de